Wenn Mädchen zu Geistern werden
Ludwigshafener Jugendliche haben zusammen mit dem Regisseur Alexander Borodynja einen Horrorfilm gedreht
Von unserem Mitarbeiter
Gereon Hoffmann
anderen "Mitwirkenden hat sie in ih-
rem Freundeskreis gefunden, alles Ju-
gendliche aus Ludwigshafen und Um-
gebung.
Vier Mädchen (gespielt von Charlot-
te Sophie Meyn, Sarah Ollmann, Les-
lie Peters, Antonia Zeller) stehen im
Mittelpunkt des Filmgeschehens. Die
Menschheit ist bedroht durch eine Mu-
tation der Schweinepest, ein Nachrich-
tensprecher (Rembert Baumann) ver-
kündet den Tod von Millionen Men-
schen. Die Mädchen haben bereits
eine Affinität zur Düsternis, anhand
ihres Äußeren und ihrer Vorliebe für
Schwarz kann man sie zur Gothic-Sze-
ne zählen. Max (Mirco Krön) stirbt als
Erster, weil er seine Angebetete nicht
kriegen kann, und tritt im weiteren
Verlauf des Films als Geist auf. Das
Mädchen, das ihn verschmäht hat, will
auch sterben und bittet zwei andere,
sie umzubringen, was auch geschieht.
Die beiden Sterbehelferinnen töten
dann auch sich selbst, das vierte Mäd-
chen folgt bald darauf. Alle leben als
Geister weiter, sind damit aber auch
nicht so glücklich.
Das alles klingt viel spektakulärer,
als es im Film wirkt. Die 90 Minuten
werden nämlich sehr lang. Grundpro-
blem ist, dass dem Film eine spannen-
de Handlung fehlt. Es gibt keinen Kon-
flikt, der den Zuschauer packt, keinen
Protagonisten, mit dem er zittern darf.
Stattdessen gibt es eine Abfolge von
Bildern. Regisseur Borodynja hat mit
viel Freude an den technischen Mög-
lichkeiten der Bildbearbeitung ge-
wirkt. Falschfarben-Effekte, extreme
Kontraste, Überblendungen und Mi-
schungen von Hintergründen und an-
deren Bildelementen sind heute tech-
nischer Standard im Videoschnitt.
Das wirkt erst mal reizvoll, nutzt
sich aber schnell ab. Es gibt einige An-
spielungen auf bekannte Horrormoti-
ve, etwa die Pandemie, welche die
Menschheit dahinrafft. Die wird aber
nur vom Nachrichtensprecher behaup-
tet, es gibt keine Bilder, die das bele-
gen. Es gibt ein paar Slasher-Andeu-
tungen, wenn ein Mädchen mit einem
Rasiermesser gekillt wird, und aus un-
geklärten Gründen werden einige der
toten Mädchen zu Vampiren. Weil es
keine Handlung gibt, gibt es auch kei-
nen Erzählrhythmus, der Filmschnitt
von Raissa Imenitova, dem „R" aus
dem A & R-Studio, wirkt willkürlich.
Der Film hat einige parodistische
Szenen, es gibt Dialoge, die für
Schmunzeln sorgen. Es gibt Szenen,
die typische Horror-Einstellungen und
Kameraführungen aufgreifen, etwa
den schnellen Zoom auf ein Gesicht.
Dass in dem Film viel Arbeit und viel
Herzblut aller Beteiligten stecken,
steht außer Frage. Für den Zuschauer
kommt es aber darauf an, dass ein
Film eine Geschichte erzählt und un-
terhaltsam ist.
► Als ersten Horrorfilm ohne großes Budget aus Ludwigshafen präsentierte das A & R Studio „Wozu brauchst Du die Ewigkeit - Stirb, wenn Du cool bist". Die Filmpremiere fand imBürgermeister-Reichert-Haus statt. Mitgemacht bei der Realisierung haben Jugendliche aus Ludwigshafen und Umgebung, Regie führte Alexander Borodynja.
Gruselig sollte der Film sein und die
morbide Lust an Tod und Düsternis
aufgreifen, die manche Jugendliche ab
der Pubertät befällt. Die Idee zum
Film hatte Alexander Borodynja, das
„A" aus dem A & R Studio. Die aus
Ludwigshafen stammende Charlotte
Sophie Meyn entwickelte mit ihm zu-
sammen das Drehbuch. Die 22-Jährige
spielt auch eine der Hauptrollen, die
Eher düstere Perspektive: Horror-
film aus Ludwigshafen.
foto: privat